Nach langer Vorbereitung war es endlich soweit. Am vergangenen Sonntag machte sich eine 15-köpfige Pilgergruppe auf den Weg in Richtung Bad Kreuznach. „Auf den Spuren der heiligen Hildegard“ lautet das Motto der 6-tägigen Pilgerreise, die von einem 4-köpfigen Team vorbereitet wurde: Pastor Birkner, Barbara und Michael Bogedain, sowie Petra Engemann-Ludwig.

Alle Wanderungen der Pilgergruppe sind auf komoot abrufbar.

Tag 1

Die 15-köpfige Pilgergruppe macht sich am Sonntagmittag, 12. Oktober 2025, mit dem Bus auf den Weg nach Bad Kreuznach. Das Hotel am Goetheplatz liegt im Ortsteil Bad Münster am Stein.

Tag 2

Das erste Ziel der Pilgerreise war am Montagmorgen der kleine Ort Niederhosenbach. Nach neuesten Erkenntnissen lebte der Vater von Hildegard in diesem Dorf, und so ist zu vermuten, dass auch sie hier geboren ist.

Die Kirchenführerin empfing die Pilger an der 150 Jahre alten Luther-Linde, die jetzt im Herbst herrlich gelb leuchtete. In der kleinen evangelischen Kirche ist ein Werk von Hildegard ausgestellt. Nach einem gemeinsamen Lied machte sich die Gruppe zu Fuß auf den Weg in Richtung Herrstein. 

Die Ortschaft Herrstein hat einen wunderschönen historischen Stadtkern mit einer gut erhaltenen Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert und vielen alten Fachwerkhäusern. 

Nach einer kurzen Rast ging es weiter mit dem Bus in Richtung Idar-Oberstein. Dort war zunächst Zeit, die Fußgängerzone zu erkunden oder ein Stück Kuchen und einen Kaffee zu genießen. 

Das Highlight war dann der Aufstieg zur Felsenkirche. Die Kirche wurde im 15. Jahrhundert in eine natürliche Höhle des Felsens gebaut. 187 Stufen mussten die Pilger erklimmen, und standen dann vor dem Tor zur Kirche. An dieser Stelle beginnt der Hildegard Weg, der 137 km bis nach Bingen führt.

Da sich immer wieder Felsbrocken aus dem Berg lösen und hinab stürzen, wurde die Kirche schon mehrfach beschädigt und war jahrelang gesperrt. Inzwischen ist der Hang aufwändig gesichert worden, und die Kirche ist über einen Tunnel gefahrlos zu erreichen. 

Auch im Tunnel mussten weitere Treppenstufen erklommen werden. Dann endlich stand man im Innenraum der Kirche mit dem 600 Jahre alten Altarbild.

Der Kirchenführer führte die Pilger dann noch auf eine Aussichtsplattform direkt neben dem Turm, von dort hatte man einen herrlichen Blick auf Idar-Oberstein.

Danach kehrten die Pilger mit vielen neuen Eindrücken in ihre Unterkunft zurück. 

Tag 3

Der dritte Tag der Pilgerreise begann mit einem Rückblick auf die Kinderzeit der hl. Hildegard. Mit acht Jahren kam sie in die Obhut von Jutta von Sponheim, bei der sie eine religiöse Erziehung genoss.

Jutta lebte auf der Burg Sponheim, von der heute noch der mittelalterliche Wohnturm erhalten geblieben ist. Der Turm ist begehbar, und so erklomm die Gruppe die zahlreichen Stufen im Inneren des alten Gemäuers. 

Die Mühe wurde mit einem fantastischen Blick auf die herbstliche Landschaft belohnt.

Bei herrlichstem Wetter ging es dann auf Schusters Rappen in Richtung Sponheim mit der weithin sichtbaren Klosterkirche.

Dort angekommen wurde ein kurzes Mittagsgebet abgehalten. Beeindruckend war dabei die besondere Akustik in der Kirche.

Der Bus brachte die Pilger dann zum Disibodenberg, welcher als das größte Klosterarial Deutschlands gilt. Allerdings sind heute nur noch die Ruinen zu besichtigen.

Mit 14 Jahren zog Hildegard zusammen mit Jutta von Sponheim und einer weiteren Frau in die 1. Frauenklause auf den Disibodenberg, auf dem Anfang des 12. Jh. gerade mit dem Bau eines großen Klosters begonnen worden war. Nach dem Tod von Jutta übernahm Hildegard die Leitung der Frauen und konnte sich erfolgreich gegenüber der Männerdomäne des Klosters behaupten. In dieser Zeit schrieb sie u.a. 77 Musikstücke, was allgemein kaum bekannt ist.

Das Orga-Team hatte eine Führerin gebucht, die es verstand das Leben der Hl. Hildegard auf diesem Klosterberg sehr anschaulich darzustellen, sodass die spärlichen Mauerreste einen Sinn bekamen und man sich vorstellen konnte, wie es hier vor 1.000 Jahren zugegangen sein mochte.

Nach der Rückfahrt zum Hotel klang der Tag mit dem gemeinsamen Abendessen aus.

Tag 4

Am 4. Tag zog es die Pilger nach Bingen am Rhein. Dort verbrachte die Hl. Hildegard die 2. Hälfte ihres Lebens. Mit viel Diplomatie und der Mithilfe einflussreicher Unterstützer schaffte es die Ordensfrau, dass sie den Disibodenberg verlassen konnte und gründetet in Bingen ihr eigenes Kloster.

Es entstand eine mächtige Kirche mit Kreuzgang und Nebengebäuden, von denen heute allerdings nur noch fünf Arkarden erhalten geblieben sind.

Beim Besuch des Museums am Strom traf die Gruppe erneut auf eine sehr kompetente und belesene Führerin, die sich auch mit der Kräuterkunde der Hl. Hildegard auskannte. Im Hildegarten konnten dann auch einige Heilkräuter probiert werden.

Nach einer kurzen Mittagspause in Bingen ging es dann hinauf auf den Rochusberg, auf dem eine große „Kapelle“ zu Ehren des Hl. Rochus errichtet wurde.

Aber auch die Hl. Hildegard wird hier verehrt. Ein Teil einer Rippe und ein Stück Stoff ihres Gewandes sind in einem prachtvollen Seitenaltar eingelassen.

Zum Abschluss des Tages entstand dieses Gruppenfoto auf den Stufen des Außenaltares der Rochuskapelle.

Tag 5

Am 5. Tag ging es erneut an den Rhein. Von Bingen aus brachte die Fähre die Pilgergruppe ans gegenüberliegende Ufer nach Rüdesheim. Von dort aus waren es nur ein paar Schritte bis zur berühmten Drosselgasse, wo allerdings am Morgen noch kein großer Betrieb war. Einige Lokale hatten aber bereits geöffnet, sodass Gelegenheit war, den original Rüdesheimer Kaffee zu probieren.

Mit der Seilbahn ging’s dann hinauf zum Niederwalddenkmal. Leider setzte leichter Regen ein, sodass die Fernsicht ins Rheintal getrübt war.

Das Wetter besserte sich aber schnell wieder und so machten sich die Pilger auf den Weg zur Abtei St. Hildegard oberhalb von Eibingen. Es war ein wunderschöner Weg durch die Weinberge, die in allen Herbstfarben leuchteten.

Nach knapp 3 km kam die mächtige Klosterkirche bereits in Sicht. Jetzt freuten sich alle auf eine warme Gemüsesuppe oder ein Stück Pflaumenkuchen. So gestärkt wurde der Klosterladen geplündert.

Da konnte man sich mit Geschenken für die Lieben zu Hause eindecken oder einen wohlschmeckenden Kräuterlikör für das eigene Wohlbefinden erstehen. Auch eine große Auswahl an Heilkräutern, Tees und Marmeladen locken zum Kauf. 

Danach stand noch eine Besichtigung der Klosterkirche St. Hildegard auf dem Programm. Schwester Christophora empfing die Pilgergruppe an der Kirchenpforte.

 

Die Abteil St. Hildegard wurde erst 1895 gegründet und aufgebaut. Heute leben hier 33 Nonnen, deren Tagesablauf nach den Regeln des Hl. Benedikt ausgerichtet ist. Sieben mal am Tag treffen sich die Schwestern zum Gebet in der Kirche. In der Zeit dazwischen gehen sie ihrem normalen Tagwerk nach. Jede bringt ihre Fähigkeiten und Talente ein. Es wird aber zunehmend schwieriger, die Abtei zu erhalten, die Räumlichkeiten sind zu groß und notwendige Reparaturarbeiten verschlingen Unsummen. 

 

Noch ein letzter Blick über die Weinberge zurück auf die Abtei, dann ging es hinunter ins Rheintal zur Wallfahrtskirche in Eibingen. An dieser Stelle hatte die Hl. Hildegard zu Lebzeiten einen zweiten Klosterstandort gegründet. 

Der schlichte Kirchenbau ist ganz ausgerichtet auf den kostbaren Schrein, in dem die Gebeine der Hl. Hildegard ruhen. Hier feierte die Pilgergruppe einen Abschlussgottesdienst.

Danach ging es zurück in die Unterkunft.

Tag 6

Am letzten Tag der Pilgerreise war kein besonderer Programmpunkt mehr geplant. Nach einem ausgiebigen Frühstück wurde die Gruppe von Busfahrer Timo sicher nach Hause gebracht. 

Für das nächste Jahr plant das Orga-Team zwei Pilgerwochenenden. Die genauen Termine geben wir in Kürze an dieser Stelle bekannt.

Auch die Pilgerreihe „Meister, wo wohnst du?“ wird 2026 fortgesetzt.

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